Utopie und Monument
Die Utopie als Denkraum, das Monument als Erinnerungsraum: Kunst außerhalb der Museen
und Galerien, und zugleich diese beiden imaginären Räume aufgreifend, spielt in der Geschichte
des steirischen herbst eine große Rolle und ist doch in den letzten Jahren zunehmend in
Verruf geraten. Während das in zwei Etappen angelegte Ausstellungsprojekt „Utopie und Monument“
im vergangenen Jahr die Privatisierung des öffentlichen Raums untersuchte, wendet es sich heuer
der Frage zu, auf welche Weise sich Kunst im öffentlichen Raum den Blicken anderer aussetzt und
zugleich deren Gegenwart bedarf: Welche Transfers, welche Interventionen, aber auch welches
Verschwinden beharren darauf, den gemeinsamen Raum zu teilen?
Wie gehen Künstlerinnen und Künstler mit dieser Situation des Exponierens (als politischem
Akt?) um, wie reagieren sie auf die an sie gestellten Erwartungen und vielfältigen Interessen?
Welche spezifischen Fähigkeiten zur Gestaltung von Denkmälern, Skulpturen, Monumenten bringen
sie mit – also für Interventionen, die öffentliche Wirksamkeit, ein politisches Terrain gemeinschaftlicher
Angelegenheiten erzeugen sollen? Auf welche Netzwerke und bewährten Kooperationen greifen
sie dabei zurück? Brauchen sie trickreiche PR-Strategien, um die Sichtbarkeit der eigenen Arbeit
im öffentlichen Raum überhaupt erst zu erzeugen?
Diese Ausstellung für den öffentlichen Raum untersucht mit ihren Auftragswerken, inwieweit Öffentlichkeit
den von Hannah Arendt beschriebenen „Erscheinungsraum“ als politisch organisierten Raum heute
tatsächlich noch bieten kann. Sie spannt einen Bogen von kollektiven Modellen über Veränderungen der
psychogeografischen öffentlichen Sphäre bis hin zu Arbeiten, bei denen die künstlerische Autorschaft
auf ein Skript reduziert und das Werk selbst von anderen realisiert wird.
Das Projekt ist dem Andenken an Hartmut Skerbisch (1945 – 2009) gewidmet.
Text: Steirischer Herbst
Ausstellungsprojekt 2009 und 2010
Kuratiert von Sabine Breitwieser
Technische Realisation: eeza
mit Arbeiten von:
Michael Zinganel
David Maljkovic
Ayse Erkmen
Andreas Siekmann
Dolores Zinny / Juan Maidagan
Lara Almarcegui
Nairy Baghramian
Kooperative für Darstellungspolitik
Nils Norman
Heather und Ivan Morison
Armando Andrade Tudela
Kader Attia
Ângela Ferreira
Andrea Fraser
Isa Genzken
John Knight
Jutta Koether
Kooperative für Darstellungspolitik
Paulina Olowska
Michael Schuster
Institut für zeitgenössische Kunst, TU Graz
sozYAH
Fotos : eeza , Georg Kaulfersch